Gärtnern in Covid-19 Zeiten

Ein kleine Chronik über den Umgang mit der Krise als Gemeinschaftsgarten

Für einen Gemeinschaftsgarten sind Social Distancing und Versammlungsverbote ansich eher kontraproduktiv. Unsere Generalversammlung mit Planung, angesetzt für den 26. April, fiel natürlich aus. Zudem war hier in Tirol die Regelung der Quarantäne besonders streng: Die Gemeindegrenze durfte nicht überschritten werden - und bei den meisten Mitgliedern sind mindestens zwei Gemeindegrenzen dazwischen.

So sind wir kreativ geworden und haben uns als Vorstand über den Jitsi Videokonferenzserver des Tiroler Schulnetzes online getroffen um die Lage zu besprechen. Klar war: Offiziell ist der Garten gesperrt, die Versammlung kann so nicht stattfinden und wird es wohl so bald auch nicht. Wir müssen uns anders organisieren. Auch nach einem Zoom Video Meeting mit viele anderen Gemeinschaftgärten, koordiniert vom Tiroler Bildungsforum, war klar: Da ist nichts möglich.

Ein Mitglied aus Unterperfuss hat den Garten regelmäß bei ihren Spaziergängen mit Hund besucht und geschaut ob alles in Ordnung ist, zumindest da hatten wir keine Sorgen.

Zur Online Organisation hatten wir bereits eine WhatsApp Gruppe. Aber nicht jeder bei uns ist des Schriftdeutsch gut mächtig - es war schwierig jetzt offizielle Themen zu transportieren.

Der Garten stand still, bis die Tirol-Spezial-Quarantäne aufgehoben wurde.

Danach stellte sich (und uns Vorständen die Mitglieder) die Frage - dürfen wir oder nicht? Platz haben wir ja genug, 1m oder 2m Abstand halten ist gar kein Problem. Unsere Hauptwege sind 3m breit. Dennoch offiziell gab es keine Aussage zu Gemeinschaftsgärten. Und Sportstätte sind wir ja auch keine, glücklicherweise, weil die waren offiziell gesperrt. Wir haben daher folgende Nachricht an alle geschrieben:

Liebe Vellenfelder*innen,

bezüglich der Gartennutzung während der Corona Krise ist nirgends etwas offiziell geregelt.

Es gelten die offiziellen Regeln (Verordnung). Haltet Euch daran.
https://www.sozialministerium.at/Informationen-zum-Coronavirus/Coronavirus---Haeufig-gestellte-Fragen.html

Dazu beachten:
- Es gibt das allgemeine Versammlungsverbot. Das gilt überall.
- Zitat: "Es sind alle Aktivitäten im Freien erlaubt, sofern diese alleine oder mit Personen ausgeübt werden, die im gemeinsamen Haushalt leben und dabei gegenüber anderen Personen ein Abstand von mindestens einem Meter eingehalten wird (Spazieren gehen, Radfahren, Laufen, Wandern etc.). Es gibt keine zeitliche Begrenzung für die Ausübung dieser Aktivitäten."

Was Ihr damit anfangt und ob Ihr damit in den Garten geht ist Eurer Eigenverantwortung überlassen.

Wir als Vorstand können ihn aus dem aktuellen Informationstand heraus weder sperren noch offiziell freigeben.

Die Koordinierungsstelle Gemeinschaftsgärten des Tiroler Bildungsforums bemüht sich um eine Stellungnahme des Landes.

Falls es Neuigkeiten von offizieller Seite gibt melden wir uns.

Bleibt Gesund.
Euer Vorstand

Damit kamen de-facto alle in den Garten - aber mit Bedacht. Wir haben per WhatsApp geschrieben wenn jemand kommt oder geht und geschaut, dass nie zu viele gleichzeitig da waren. Solange jeder auf der eigene Parzelle blieb war das sicher kein Problem. Wir haben auch Desinfektionsmittel für Hände und Gerätegriffe im Container deponiert.

Doch bald mussten die Kartoffeln in die Erde und Gemeinschaftsarbeiten getan werden. Dann waren die Gruppen-Beete dran. Die Bildung und Koordination der Gruppen erfolgte Online. Erdäpfelkäfer, Buzumas, Milpas und zwei weitere.

Kartoffelpflanzen war dieses Jahr mit Traktor und mind. 40 Jahre altem Kartoffelsetzer geplant. Mit fünf Personen und viel Abstand ging das Corona-konform in zwei Stunden über die Bühne bzw ins Feld.

Die Beet-Gruppen haben sich Online koordiniert und bestimmt was sie Pflanzen wollen. In den letzten Tagen haben sich einige dann im Garten mit viel Abstand getroffen. Die Milpas haben auf ihren 7x8m Mais gesetzt, die Buzumas haben schon Steckzwiebeln und Rohnen gepflanzt. Das funktioniert ganz gut. Es ist einfach genug Platz.

Was uns fehlt ist das gemeinsame Grillen und zusammen sitzen. Zwar haben wir mit zwei Familien gegrillt, aber jede Familie hat dann an einer eigenen Biertischgarnitur gesessen - weit auseinander. Auch wenn unsere Gemeinschaftswiese gross ist, so haben wir maximal vier Tische - das ist also begrenzt.

Auch haben wir neue Mitglieder bekommen. Diese richtig einzuführen, ohne gemeinsamen großen Kreis im Garten mit allen, ist wirklich schwierig. Der Gemeinschaftsgeist ist so schwer zu transportieren. Aber auch das bekommen wir sicher noch hin.

Trotzdem sieht man sofort, wie froh alle sind draussen sein zu können. Einige haben jetzt weniger oder keine Arbeit, andere umso mehr, aber jede/r genießt das Gärtnern, das Auftanken der Energie unter freiem Himmel. Weg vom HomeOffice, HomeSchooling, Arbeitsdruck, den Sorgen.

Die Seele liebt es.